Bei ihr entstehen „Urban Sketching“-Bilder und Aquarelle | Stephanie Steinwender

Stephanie Steinwender (26) aus Moosburg zog 2015 nach Graz. Dort spaziert sie mit Zeichen- und Malutensilien durch die Stadt und hält unter anderem Gebäudearchitektonik fest. Ein Gespräch über einen leidenschaftlichen Hang zur eigenen Kunst.

Von Sebastian Grayer, August 2022

Einen liebevollen Hang zur Kunst lebt die 26-jährige Stephanie Steinwender aus. Die gebürtige Kärntnerin aus Moosburg absolvierte die HTL in Villach und zog nach Abschluss ihrer Matura in die steirische Landeshauptstadt. Während sie seit dem Jahr 2021 in Graz als Bautechnikerin beschäftigt ist, widmet sie sich viele Stunden dem „Urban Sketching“ und dem Malen von Aquarellen. „Meistens sind es die Abende und Wochenenden, wo für das Zeichnen und Malen Zeit bleibt. Man hat nicht immer die Muse und auch leider nicht immer die Zeit dazu, weil ich einen Vollzeitjob habe“, erklärt Steinwender. Sie möchte jungen Menschen einen Ratschlag mitgeben: „Wenn man eine Leidenschaft für etwas hat und auch die Möglichkeit dazu, dann sollte man ihr auch in Zukunft weiter nachgehen, auch beruflich.“

(c) privat
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Erste Berührungen mit der Architektur

Bereits als Kind beschäftigte sich die 26-Jährige mit dem Zeichnen, ehe sie sich später an das Malen mit Aquarellfarben herantastete. „Durch die HTL-Ausbildung in Villach ist es vor allem das Zeichnen von architektonischen Motiven ausgewählter Gebäude, was mir gefällt“, verrät Steinwender, für die Architektin ein Kindheitstraum war. Erst in den vergangenen Jahren kam das Malen von Aquarellen in ihrer Freizeit hinzu, als sie in ihrem Elternhaus in Kärnten einen Aquarellkasten fand. „Ich habe gleich die Farben ausprobiert und bin dann auf den Geschmack gekommen, auch dem Malen in meiner Freizeit nachzugehen“, erinnert sich Steinwender. Und so findet man unter anderem auch Aquarellbilder auf ihrem Instagram-Account.

Ein bunter Instagram-Account

Während des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 fand die 26-Jährige mehr Zeit als gewöhnlich und griff daher auch öfter zu den Zeichen- und Malsachen. Das verband sie auch mit ihrem 2019 erstellten Instagram-Account, auf dem Bilder von architektonischen Motiven, Gegenständen, Landschaften und Stadtszenen präsentiert werden. „Zur Zeit ist es weniger geworden, weil ich einer 40-Stunden-Arbeit nachgehe. Aber es ist alles eine Einteilungssache“, sagt die Bautechnikerin. Größtenteils werden auch die besagten architektonischen Motive bei ihr in Auftrag gegeben. „Dabei geht es mir nicht darum, mit meinen Bildern Geld zu machen“, erklärt Steinwender, die sich auch schon an einigen Porträts und Tierbildern versuchte. Jedoch bleibt sie bei der Architektonik von Gebäuden.
Hier und da findet man auch Bilder auf Kaffeebechern. Die Idee dafür entstand spontan und entwickelte sich mittlerweile zu einer kleinen Reihe. „Weil ich immer die Stifte, ein Skizzenbuch und meinen Aquarellkasten in meiner Tasche habe, kann ich auch unterwegs malen und zeichnen. Und wenn ich wo bin und gerade einen Coffee to go-Becher bei mir habe, dann können auch Miniskizzen darauf entstehen“, verrät Steinwender.

Was ist „Urban Sketching“?

Wie ein roter Faden zieht sich ein bestimmtes Kunsthandwerk durch all ihre Bilder. „Das nennt man Urban Sketching und wurde von einem Journalisten 2007 ins Leben gerufen“, erklärt sie im Gespräch mit mir. Dabei geht es darum, dass Menschen an Ort und Stelle eine wahrgenommene Alltagsszene in der Stadt zeichnerisch festhalten. „Man zeichnet, was man sieht und beschönigt dabei nichts. Wichtig ist, dass die gesamte Szene abgebildet wird“, sagt Steinwender, die jedoch auf ihren Bildern keine einzelnen Personen festhält. „Die Menschen liegen nicht unbedingt in meinem Fokus. Das ist die künstlerische Freiheit, die ich mir nehme“, schmunzelt sie. Beim „Urban Sketching“ wird zuerst vorgezeichnet, dann aquarelliert und schließlich mit Tuschestift nachgearbeitet. Stattdessen wird beim Aquarell-Malen nur leicht vorskizziert und dann mit Farbe und Pinsel gearbeitet. Rund 300 Bilder gehen bei ihr auf diese Techniken zurück. Auch in Kärnten sollen in Zukunft „Urban Sketching“-Bilder entstehen.

Sie gibt Workshops

In der Vergangenheit bot Steinwender auch persönliche Workshops für Interessenten an, die das „Urban Sketching“ erlernen möchten. „Bei diesem gemeinsamen Malen bringe ich das Material selbst für die Teilnehmenden mit und suche die Plätze aus. Ich führe sie zum Malen und Zeichnen sozusagen hin“, erzählt die 26-Jährige. Die Workshops dauern rund zweieinhalb Stunden. Für Steinwender entschleunigt das „Urban Sketching“: Man setzt sich einfach hin, nimmt die Umgebung wahr und versinkt gänzlich in dem Prozess, an dessen Ende das fertige Bild steht. Solche Workshops möchte sie auch in Zukunft veranstalten. „Dabei soll es keinen Anspruch auf Perfektion während des Zeichnens geben. Es kann jeder zeichnen, es braucht nur Übung, Gefühl und das richtige Sehen“, sagt sie. Außerdem ist das „Urban Sketching“ ein Ausgleich zu einem stressigen Berufsleben.

Was sie für die Kunstarbeit braucht

Hätte man Steinwender früher gefragt, was sie für die Kunstarbeit braucht, dann hätte sie wohl mit der Farbe Gelb geantwortet. „Ich mag heute alle Farben. Für das Aquarell-Malen habe ich jedoch die Lieblingsfarbe Indigo-Blau. Mit dieser Farbe kann man super Effekte erzielen, Schatten malen und es ist auch eine Alternative zu Schwarz“, meint die 26-Jährige überzeugt. Sie braucht für das Zeichnen und Malen Ruhe und das Wissen, dass sie nicht zu einem Termin muss. Musik benötigt Steinwender nicht unbedingt, der Kaffee ist hingegen ein nettes Plus. „Wichtig ist, dass man den Wasserbecher für die Farbe weit weg von der Kaffeetasse stellt“, lacht sie. Farbkontraste, Wahl der einzelnen Farben, helle und dunkle Kontraste und der gewählte Fokus des Künstlers machen für Steinwender ein gutes Aquarellbild aus.

Erste Erfahrungen

Ihr erstes „Urban Sketching“-Bild fertige sie im April 2021 bei einem Treffen mit einer befreundeten Architektur-Studentin an. „Damals wollten wir es einfach mal ausprobieren. Wir sind gemeinsam am Grazer Hauptplatz vor dem Rathaus gesessen und ich habe eine erste Skizze angefertigt“, erzählt sie. Auch Erfahrungen im Rahmen einer Ausstellung vor einem Jahr sammelte sie bereits. „Ich war mit einer Bildermappe in der Stadt unterwegs und bin mit einer Galeristin ins Gespräch gekommen. Dann habe ich die Möglichkeit bekommen, zum Thema Styrian Art in einer Galerie auszustellen“, blickt Steinwender zurück. Sie mietete für einen Monat lang eine Wand in der Galerie und stellte ausgewählte Bilder von ihr aus. „So bin ich vielen Menschen begegnet und mit Künstlern ins Gespräch gekommen“, sagt sie.

Eigenes Atelier als Lebenstraum

Der wohl größte Wunsch der jungen Künstlerin ist ein eigenes Atelier für ihre Kunstarbeit. „Während sich das Atelier in der Stadt befinden soll, würde ich gerne außerhalb der Stadt wohnen“, blickt sie in die Zukunft. In ihrem Zimmer der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Freund, der als Gitarrist in einem anderen Kunstbereich wirkt, richtete Steinwender eine Malecke ein. In einem Regal befinden sich sämtliche Utensilien. Immer bessere Bilder anzufertigen und die Suche nach Entspannung beim freien Malen sind nur zwei Motivationen, warum sie sich der Kunst widmet. „Einerseits komme ich bei der Kunstarbeit zur Ruhe und andererseits liebe ich den ganzen Prozess – von der Suche nach einem geeigneten Motiv, dem Skizzieren bis hin zum fertigen Bild“, schildert Steinwender ihre Beweggründe.

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