Kärntner Schreiberlinge feiern ihr 10-jähriges Jubiläum | Karin Ch. Taferner

Heuer feiern die Kärntner Schreiberlinge ihren zehnten Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums sprach ich mit Präsidentin Karin Ch. Taferner über das gemeinsame Schaffen.

Von Sebastian Grayer, Februar 2023

In Kärnten, wo die Schreiberlinge herstammen, treffen sie sich alle 14 Tage freitags um 16 Uhr und widmen sich dem kreativen Hervorbringen von Sätzen in verschiedenen literarischen Formen. Untereinander verbindet sie „die gleiche Leidenschaft für Literatur und Sprache, „das gegenseitige Vertrauen zueinander“ und „das ähnliche Schwingen.“ Die Geschichte der Kärntner Schreiberlinge begann bei einer Schreibwerkstatt des Kärntner Bildungswerks. Dort haben sie sich zusammengefunden und blieben seitdem eng verbunden: „Der Kurs war aus und wir wollten gemeinsam weiterschreiben, die Schreibenergie der Gruppe faszinierte mich.“ So gründete sich die private Literaturformation im April 2013 unter Karin Ch. Taferner. Mittlerweile blicken die aktuell neun Kärntner Schreiberlinge – sieben Frauen und zwei Männer, die aus unterschiedlichen Berufskontexten kommen und zwischen Villach und Lavanttal leben – auf mehr als 230 gemeinsame Schreibtreffs zurück. 2021 veröffentlichten sie ihr erstes gemeinsame Buch mit dem Titel „Freitags um vier“, das von den verschiedenen Zugängen der Schreiblinge zeugt und in sich Prosa, Lyrik und Mundart vereint. Heuer feiern sie ihren 10. Geburtstag.

(c) Kärntner Bildungswerk
(c) Kärntner Bildungswerk

Literatur ist Freiheit und Kreativität

Für die gebürtige Lavanttalerin und Präsidentin Karin Ch. Taferner unterscheidet sich das kreative Schreiben vom journalistischen fundamental. „Es ist für mich ein Ausgleich zum zielgerichteten Schreiben, das Kreative ist Freiheit.“ Selbst hat die ausgebildete Diplomingenieurin für Agrarwissenschaften und Journalistin in der Pubertät erstmals zu Stift und Papier gegriffen und mit dem Tagebuch-Schreiben begonnen. Dadurch hat sie „schreiberisch nachgedacht“ und gehofft, „Klarheiten zu finden, da sehr viel passiert ist.“ Literatur gebe Taferner eine Spielwiese an Kreativität. „Ich schreibe viel lieber als zu lesen, dadurch bewahre ich meine Authentizität.“ Bei den ersten Entwürfen schreibt sie nach Gefühl, wie es eben kommt und dann folgen weitere Schritte in der Überarbeitungsphase. Die Nähe zu den Menschen drückt sich durch die Verwendung der Kärntener Mundart für sie aus: „Mundart geht ans Herz“. Doch greifen die Schreiberlinge auch auf das Hochdeutsche in ihren Texten zurück.

Eine Atmosphäre zum Schreiben

„Um hinein zu schwingen“, beginnen die literarischen Zusammenkünfte, und damit das schöpferische Miteinander, mit einem „Losreden“ vom Alltag und Abstreifen von Alltäglichem: Dann sind sie konzentriert unter sich und schreiben. Das „Von-der-Seele-reden“ schafft Raum zum Hervorbringen erster Zeilen und Entwürfe, die mit Impulsen in Form von spannenden Sätzen, Ideen, Wörter und sogar einzelnen Buchstaben einhergehen. „Die Kreativität geht uns nie aus.“ Und da ist auch immer eine freiwillige Vorleserunde und dann wird es erst klar, „was jeder aus den gleichen Schreibimpuls so macht und verschiedenes herausbekommt.“ Am Ende werden durch das gemeinsame Schreiben und das gegenseitige Vertrauen, das auf zehnjähriges Tun aufbaut, Weitsichten, verschiedene Positionen und persönliche Zugänge geöffnet.

Kärnten ist Inspirationsort

Den Schreiberlingen ist es ebenso wichtig, dass die Schreiborte ihres Tuns stets wechseln und so schreiben sie dort, wo es eben gelingt und sie ihre geballte Kreativität hinführt. Auch draußen in der Natur, „dort gibt es ganz andere Schreibenergien und Inspirationen.“ Geschrieben haben sie unter anderem schon in der Klagenfurter Sternwarte oder am St. Andräer See. So wirken sich die einzelnen Umgebungen auf das Schreiben aus, doch das gilt für Kärnten im ganz Besonderen. Kärnten bedeutet für die neun Autoren selbstverständlich eine Inspirationsquelle, wo Umgebungen und ihre Geschehnisse mit allen Sinnen wahrgenommen werden und in weiterer Folge literarisch verarbeitet werden.