Anlauf zum wuchtig-klaren Feminismus | Ina Riegler

Ina Riegler fand in der Kunst einen Weg sich als Künstlerin und Feministin in der Öffentlichkeit auszudrücken und ihre emanzipierte individuelle Position darzustellen. Davon zeugen nun ausgestellte Werke im STEP in Völkermarkt.

Von Sebastian Grayer, November 2024

Ina Riegler sitzt vor ihrem großformatigen Bild, Beine übereinandergeschlagen, die Fingernägel blau gefärbt und ineinander gegrabene Hände. Hinter ihr an der Wand ist ein auf einem kleinen Tisch platzierter Hund (oder Katze?) zu sehen. Vermenschlicht, hört man die Besucher der Vernissage im STEP in Völkermarkt murmeln: Das Tier hat einen Mensch-Kopf, trägt Haare zu einem Zopf gebunden und sieht erwartungsvoll die ihm gegenüber hantierende Frau an. Sie hat eine Zigarette im Mund, mehrere Augen im Gesicht, keine Kleidung an ihrem Körper und scheint im Versuch mit einer eigenartigen Apparatur beschäftigt zu sein, irgendwas mit diesem Tier bewirken zu wollen. Und in Rieglers Augen eine Spur von unaufgeregter Offensive, einem Sprung nach vorn und mutiger Konfrontation, „weil eigentlich ist es ja das Publikum, das provoziert“ (Wolfgang Bauer) - oder ist es doch die Lebensrealität einer Frau im Patriachat von Österreich? Es ist vielmehr das Letztere, das Anlass zur Auseinandersetzung gibt.

(c) Sebastian Grayer
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Topos der studierenden, jungen Mutter

Riegler studierte Erziehungswissenschaften an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt und legte Ende 2013 ihre Diplomarbeit vor. “Dabei ist der Umstand interessant”, begann Vizebürgermeister Aaron Radaelli, der an diesem Abend (22. November 2024) die Laudatio hielt, “dass sie als Mutter studiert hat.” Er sehe darin einen politischen Topos grundgelegt, der auf geradem Weg zu ihrer Kunst führe: Der Status einer studierenden, jungen Mutter gibt nämlich Anschluss an eine Lebensrealität, wo man sich beginnt, für Geschlechterrollen und soziale Struktur zu interessieren. Die Klagenfurterin fand in der Kunst einen Weg sich als Künstlerin und Feministin in der Öffentlichkeit auszudrücken und ihre emanzipierte individuelle Position darzustellen.

Maß an der Lebensrealität von Frauen

Wodurch kommt die Künstlerin zu ihren Wahrheiten? Es ist eine schnörkellos-ästhetische Methode von großer Klarheit, professioneller Empathie, radikaler Anwesenheit - und das fernab einer irgendwie ausgestalteten Aufgeregtheit - die Aufgeregtheit spielt überhaupt keine Rolle bei ihr, sie zerschmettert sie. Durch diesen Schritt wird alles nochmals viel deutlicher und gewinnt an Form, ja es wird dadurch sogar universell.

Dieser Anspruch auf Unaufgeregtheit findet sich konsequent in allen Werken, die Riegler in den letzten Jahren in Kärnten hervorgebracht hat. Es gibt in ihrer Kunst-Arbeit keine sentimental-weinerlichen Gesten oder gar allzu viel Gefühl, um unter Umständen die Distanz zu den verarbeiteten Phänomenen zu verlieren und eine Rührung zu bewirken. Ihre figurative Malerei zeugt auch von Rieglers konkretem Schlachtruf, das homogene Denken der anderen zu verachten und etwas ganz anderes an dessen Stelle zu setzen, sprich Vielfalt: Was passend, natürlich oder selbstverständlich anmutet, wird unpassend, unnatürlich und geworden gemacht, um auf diese Weise alles als “etwas konstruiertes” auszustellen und dabei gleichzeitig die Veränderbarkeit hervorzuheben: Ein Weg zum Guten scheint offensichtlicher zu werden.

Ihren wuchtigen Werken ist so ein kraftvolles politisch-feministischen Anliegen abzulesen, Ordnung in die Ordnung bestehender Verhältnisse zu bringen, die am Ende uns allen zugute kommt, weil dieses Andere, also die uns so selbstverständlich erscheinenden sozialen Strukturen schließlich nur verlieren können, und sich mit der Zeit aufzulösen beginnt - dazu geben nicht nur die Positionen von Riegler Mut, es ist ebenso der Mensch Ina Riegler.

(c) Sebastian Grayer
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