Aufgewacht. Dialog zwischen Wort und Bild | Bianca Krammer und Melissa Schimion

Bianca Krammer und Melissa Schimion bilden ein neues Duo im Kärntner Kulturkosmos. Ich lauschte und betrachtete bei ihrer ersten gemeinsamen Veranstaltung „Aufgewacht. Ein Dialog zwischen Wort und Bild“ im Klagenfurter Europahaus.

Von Sebastian Grayer, März 2023

Literatur und Kunst brauchen einander, sind notwendig füreinander, auch wenn sie in der Regel bloß gegenüberliegen und jeder für sich eine eigene Welt beansprucht. Kontakte gibt es nur gelegentlich. Doch die Autorin Bianca Krammer und die Künstlerin Melissa Schimion führten Literatur und Kunst mit Feingefühl zusammen, in einem Dialog zwischen Wort und Bild im Europahaus Klagenfurt. Die Grenzen verschwammen dabei zusätzlich mit der musikalischen Untermalung von den Tönen der Ziehharmonika von Sammy's Band, und so manche Kärntnerlieder schlossen sich an.

(c) Sebastian Grayer
(c) Sebastian Grayer

Eine vielversprechende Kooperation

Nach und nach kamen die Gäste in den ersten Stock des Europahauses und wurden bei nettem Sektempfang durch Beatrix Erlacher-Heinzl und stimmungsvoller Musik von Sammy’s Band begrüßt. Und von den Fenstern herein kamen die Sonnenstrahlen des Frühlings. "Frühling hat immer etwas mit Erwachsen zu tun und vor allem auch mit Gemeinsames und mit etwas, was vielleicht noch erblühen kann. In diesem Sinne werden wir gemeinsames etwas Gemeinsames gestalten. Weder ich noch Melissa stehen im Vordergrund, sondern unsere Kooperation", erklärte Krammer. "Und deswegen ist es heue ein Dialog zwischen Wort und Bild", fügte Schimion hinzu. Die Gäste wurden eingeladen, ruhiger zu werden, und auch den Frühling nicht nur zu denken, sondern auch zu fühlen und sich durch die Texte, Bilder und Musik berühren zu lassen.

Wort und Bild bedingen

Die beiden sind während ihrem Tun auf eine Erkenntnis gestoßen, die auf eine fruchtbare Wechselseitigkeit Bezug und erschaffende Abhängigkeiten in den Blick nimmt. „Wir sind draufgekommen, dass das Wort ohne das Bild gar nicht so richtig auskommt und das Bild auch nicht ohne Wort auskommt“, erinnert sich Krammer. Das war die passende Ergänzung: Krammer wurde von der Künstlerin für Zeilen inspiriert und Schimion gelangte durch die Texte wiederum zu neuen Bildnissen, die die Gäste im Hintergrund sehen konnten. Während sich Schimion durch Farben artikuliert, ordnet Krammer Zeichen zu Texten. Zusammen entstand ein Dickicht aus Kultur.

Gedichte und die Bilder dazu

Mit viel Gefühl und das bei absoluter Stille wurden die Texte vorgetragen. Daran schlossen sich die eingehenden Beschreibungen und Erläuterungen der Künstlerin zum jeweiligen Bild. Damit bekamen die Gäste einen Einblick, wie ein Kunstwerk überhaupt entsteht und wie es seine Deutung erfährt: Jeder Wortstrang Krammers spiegelt sich in den Bildern der Künstlerin wider. Und durch die tiefen Beschreibungen ihrer Bilder schließt Schimion den Kreis wieder mit Krammer: Beide schafften es, mit ihrer je unterschiedlichen Perspektive, geprägt durch Literatur und Kunst, Gemeinsames zu ermöglichen und das Publikum für sich zu begeistern.

Ein gelungener Frühlingsabend

Seinen Ausklang fand der „Dialog zwischen Wort und Bild“ bei einem gemeinsamen Speis und Trank, wo sich die Gäste untereinander, aber auch mit Krammer und Schimion weiter austauschten, über die Gedichte und die Bilder diskutierten und dabei ebenso ihren eigenen Perspektiven auf die Kunstwerke Vertrauen schenkten. Viele nahmen Eindrücke, Wörter, Bilder und vor allem eine schöne Erinnerung an eine wunderbare Veranstaltung mit. Und als die Gäste sich verabschiedeten, richteten einige nochmals den Blick in Richtung der Fenster des Europahauses zurück, woraus die letzten Töne von Sammy erklangen, die sich mit dem Duft des nassen Asphalts mischten, der von dem beginnenden Frühlingsregen bedeckt wurde.

Zu Bianca Krammer und Melissa Schimion

Ich habe die Autorin bereits vor einiger Zeit zum Gespräch eingeladen. Das Gespräch ist online nachzulesen. 

Melissa Schimion hat bereits von Kindesbeinen an in der Kunst eine Inspiration gefunden. Ihre Mutter hat ihr immer wieder Stift und Papier hingelegt, und so begann es. „Diese Gefühle, die ich dabei gehabt habe und die Gedanken, wenn ich begonnen habe zu malen, das habe ich sonst bei nichts anderes gehabt.“ Ihre Mutter unterstützte sie bei ihrer Kreativität, die sie aus ihrer eigenen Inspiration herausbrachte. Und auch als Kind hat sie abstrakt gemalt, für sie ist das Realistische nicht das, was sie ausmacht, sondern ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen, das ist es. Der Expressionismus setzt hier an: Schimion gibt sich der abstrakten Malerei hin, dieses nicht spezifische, mit den Farben, Formen und der Einfachheit zu spielen. Ihre Inspiration liegt in bestimmten Themen, die sie berühren oder es sind bestimmte Worte und Erinnerungen. Auf den Ausdruck der inneren Welt, der inneren Bilder, Gefühle, Gedanken kommt es bei ihrem Schaffen an.

(c) Sebastian Grayer
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